Der Pflegeregress ist weg, aber was ist mit der Pflege zu Hause?

Sick lying senior man and caring wife
graphicstock.com

Bei weitem die Mehrheit der österreichischen Parteien stimmten für die Abschaffung des Pflegeregresses. Und zwar in einer Hau-Ruck Aktion und wieder nach dem Gießkannenprinzip. Es gibt keine soziale Staffelung, denn es ist egal, ob jemand ein Vermögen von mehreren Millionen Euro sein eigen nennt, oder ob es sich bloß um ein mühsam erarbeitetes Eigenheim im Wert von 60.000 Euro handelt. Der Staat kommt für alle auf, die in einem Heim gepflegt werden und deren „Einkommen“ nicht ausreicht. Dazu zählen nicht Grundbesitz, Aktienpakete, Sparbücher, etc.

Und Bundeskanzler Kern freut sich, laut Standard, dass in Zukunft Familien ihre bedürftigen Angehörigen im Heim pflegen lassen können, ohne um ihr Erbe zu fürchten.

War das der einzige Grund bisher, warum bedürftige Mitbürger zu Hause von Ihren Angehörigen gepflegt wurden?

Unsere Erfahrung sagt nein. Die meisten Angehörigen möchten ihren Eltern den Wunsch erfüllen, ihren letzten Lebensabschnitt zu Hause in gewohnter Umgebung zu verbringen. Der Prozentsatz, der das nur aus Angst um sein Erbe getan hat, stellt sich, hoffentlich, als vernachlässigbar heraus.

Nur 15% aller Pflegegeldbezieher werden in Österreich in Heimen gepflegt.

Pflege Heim vs Daheim

 

Die unglaubliche Zahl von nahezu 390.000 Pflegebedürftigen wird zu Hause von deren Angehörigen gepflegt.

Was tut der Staat, um die wichtigsten Säule des österreichischen Pflegesystems zu unterstützen?

Wie kann man als pflegender Angehöriger sein Leben planen?

Eine Möglichkeit ist, die Angehörigen pflegen Ihre Eltern oder Großeltern selbst und geben ihre Berufe auf. Damit haben sie allerdings die Gewissheit, dass sie später, sollten ihre pflegebedürftigen Angehörigen einmal nicht mehr sein, nicht so einfach wieder eine Arbeit bekommen werden.

Eine andere Möglichkeit ist, sie suchen sich eine Hilfe, wie eine 24-Stunden-Betreuung, so dass sie einer normalen Erwerbstätigkeit und einem ganz normalen Privatleben nachgehen können. Natürlich ohne die liebevolle Zuwendung zu Ihren Eltern oder Großeltern aufzugeben.

Wie schaut das aber mit der Finanzierung aus?

Die Kosten für Heimpflege in der Steiermark verglichen mit den Kosten für eine 24-Stunden-Betreuung sehen Sie in der folgenden Tabelle:

vergleich-kosten
Vergleich der Heimkosten in der Steiermark mit einer 24-Stunden-Betreuung (Quelle: H24 Hilfe-Betreuung-Pflege GmbH)

Die durchschnittliche Pension in Österreich beträgt etwa 1.200.- EUR pro Monat. Natürlich braucht man auch noch das Geld für Fixkosten und für den Haushalt. Wir haben dafür vorsichtig EUR 600,- pro Monat angesetzt.

Damit kann man sich für verschiedene Pflegestufen einfach ausrechnen, was der Staat zur Heimbetreuung zuzahlt und was auf der anderen Seite Angehörige zuzahlen müssen.

Heimkosten vs 24h Pflege
Quelle: H24 Hilfe-Betreuung-Pflege GmbH

Die Zuzahlung für Heimbetreuung kosten dem Staat geschätzt etwa 112 Millionen Euro pro Jahr. Für eine vergleichbare Regelung für die 24-Stunden-Betreuung und gleichzeitige Entlastung der Angehörigen wären es nur 8 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr!

Ist das der Preis für ein paar Wählerstimmen im aktuellen Wahlkampf? Oder hatten alle Parteien nur Angst, Stimmen zu verlieren, wenn sie diesen Wahnsinn nicht unterstützen?

Wir von H24 fordern also eine faire Unterstützung von pflegenden Angehörigen damit sie nicht auf ein erfülltes Berufsleben verzichten müssen und es ihren Eltern und Großeltern trotzdem ermöglichen können, ihren letzten Lebensabschnitt zu Hause zu verbringen!

Der Bericht des Volksanwaltes beweist, dass die meisten Heime, trotz der hohen Preise, nicht in der Lage sind, eine würdevolle und qualitativ hochwertige Pflege sicher zu stellen. Damit ist es für uns noch unverständlicher, dass man ein mangelhaftes Modell unterstützt und dabei die pflegenden Angehörigen zugunsten von Wahlpropaganda einfach ignoriert und sich darauf verlässt, dass alles ohnedies so weiter geht und es dem Staat damit nichts kostet.

Folgen Sie uns auch auf facebook

H24_Logo_Klein


2 Gedanken zu “Der Pflegeregress ist weg, aber was ist mit der Pflege zu Hause?

  1. Dieser Artikel ist absolut lesenswert, er zeigt die finanziellen Fakten auf – eine klare Gegenüberstellung der Kosten in einem Heim vs. Pflege zu Hause. Einmal mehr wird eindrucksvoll dargelegt, dass die Förderstruktur für betreuungsbedürftige Personen, die zu Hause gepflegt werden, rasch angepasst werden muss!

    Like

  2. Hat dies auf Betreuung und Pflege zu Hause rebloggt und kommentierte:
    Dieser Artikel ist absolut lesenswert, er zeigt die finanziellen Fakten auf – eine klare Gegenüberstellung der Kosten in einem Heim vs. Pflege zu Hause. Einmal mehr wird eindrucksvoll dargelegt, dass die Förderstruktur für betreuungsbedürftige Personen, die zu Hause gepflegt werden, rasch angepasst werden muss!

    Like

Hinterlasse einen Kommentar